"Lass es doch einfach mal laufen".
Jedes Mal wenn ich diese bescheuerte Werbung sehe, in der zwei Frauen sich bei einer vermeintlichen Yogastunde über die Blasenschwäche der anderen unterhalten, könnte ich in den Fernseher springen.
Sie kann sich nicht entspannen, weil sie Angst hat. Es läuft dann. Das ist falsch.
Bei den meisten Frauen läuft es, weil sie zu verspannt sind! Lockere Beckenboden sind hauptsächlich bei Frauen kurz nach der Entbindung ein Problem. Nicht aber in den 40ern und in den Wechseljahren.
Aufgabe des Beckenbodens
Der Beckenboden ist ein sehr komplexes Konstrukt aus Muskeln und Faszien, die den Boden unseres Unterleibes bilden. Der Beckenboden hält alle Organe an Ort und Stelle und auch den Urin drin, wenn wir es wollen oder unterstützt uns, damit er rauskommt.
Wenn es also beim Niesen tropft oder Du an der Haustür gerade noch den Schlüssel umgedreht bekommst, dann ist sehr wahrscheinlich ein verkrampfter Beckenboden die Ursache. Neben einigen anderen Faktoren.
Keine Frau in den Wechseljahren soll unter Blasenschwäche leiden müssen
Sonja Hradetzky
Beckenboden, Rückenschmerzen, Hüftschmerzen
... und was der Beckenboden damit zu tun hat
Sehr häufig leiden wir auch unter Schmerzen im unteren Rücken, oder in der Hüfte, wenn die Muskulatur und das Bindegewebe des Beckenbodens verkrampft ist. Dann rennst du von Arzt zu Orthopäde und keiner kann helfen oder findet etwas.
Der beherzte Griff einer gut geschulten Gynäkologin oder Physiotherapeutin die auf den Beckenboden spezialisiert ist, kann Dir Aufschluss über den Zustand geben. Und dann kannst Du etwas tun.
Warum Kegelübungen falsch sein können
Weniger ist manchmal mehr!
Viele Frauen denken, je mehr Sport sie machen, Pilates und alle möglichen Core- und Bauchübungen, dass es dann besser wird. Trugschluss. Gerade Sportlerinnen, Hardcore Yogis und Frauen, die ständig den Bauch einziehen, haben sehr oft einen zu festen Beckenboden. Bauch rein ist also out!
Was kann ich gegen Blasenschwäche tun?
- Rechtzeitig handeln. Bei den ersten Anzeichen, den ersten Tröpfchen oder wenn Du merkst, Du musst viel häufiger zur Toilette, kannst es kaum noch halten. Das passiert meist so Mitte, Ende 40, wenn Du in der Perimenopause bist. Wenn Du nach der Menopause bist, also postmenopausal, dann wird es wahrscheinlich immer schlimmer. Die meisten Frauen in den Pflegestationen sind inkontinent. Spricht nur kaum jemand darüber.
- Lass Dich untersuchen. Ein sinkender Östrogenspiegel ist von der Gynäkologin erkennbar an der Vaginalhaut. Auch Urologen verschreiben bei ersten Anzeichen eine Estriolsalbe, die die Blase etwas beruhigt und vor allem auch die Vaginalhaut wieder elastischer macht. Dann tut es beim Sex nicht mehr so weh.
- Den Bauch nicht mehr einziehen! Lass mal ein paar Tage/Wochen den Bauch raus. Atme tief in den Bauch hinein. Die sogenannte Zwerchfellatmung. Dies hilft, den Beckenboden wieder zu entspannen und die Beschwerden verbessern sich. Das dauert allerdings ein paar Wochen. Sei also geduldig.
- Harn- und Stuhldrang nicht verkneifen und einhalten.
Tipp: Eine sehr einfache Übung zur Entspannung des Beckenbodens:
Lege dich auf den Rücken, ganz entspannt, die Füße gerne aufgestellt oder ausgestreckt. Lege dir deine Hände auf den Bauch, so dass die Daumen an die Rippenbögen leicht anstoßen. Und dann atme gleichmäßig durch die Nase ein- und aus, so dass der Bauch sich hebt und senkt. Zwerchfellatmung genannt. Easy, oder? Mach das mal täglich, und schau was sich verändert.