
Zwei echte Geschichten aus dem Coaching
Letzte Woche ging es bei einer meiner Klientinnen um Selbstfürsorge.
Oder besser gesagt: darum, dass Selbstfürsorge für sie gar kein greifbares Konzept war.
Ihr Wunsch war: Ich darf einfach sein. Ich darf mich sicher fühlen – auch wenn ich nichts leiste.
Und weißt du, was dann kam?
Die Angst. Das schlechte Gewissen. Diese innere Stimme, die sagte:
„Du hast heute nichts geschafft.“
An ihrem freien Tag, wohlgemerkt.
Denn in ihrer Kindheit war Sicherheit gleichbedeutend mit Leistung.
Mit Anstrengung. Mit „Tu was, dann bist du okay.“
Heute fühlt sich das Nichtstun an wie Kontrollverlust –
selbst wenn genau das ihr Nervensystem eigentlich bräuchte.
Im nächsten Coaching saß ein Mann vor mir – verantwortungsbewusst, engagiert, immer verfügbar.
Sein Thema: schlechtes Gewissen, sobald er nicht erreichbar ist.
Ich habe ihn gefragt: „Spürst du eigentlich deine Füße?“
Er lachte verlegen. Und sagte: „Ich bin nur im Kopf. Ich will wissen, was das Thema ist und was wir tun können.“
Wir machten eine einfache Zentrierungsübung.
Danach: Stille.
Und dann: „Krass. Ich hab gar nicht gemerkt, wie sehr ich nur im Kopf war.“
Plötzlich war da Raum. Für sich. Für Stille. Für: Es ist okay, was für mich zu tun.
Warum sich Selbstfürsorge so unangenehm anfühlen kann
Viele Menschen glauben, sie müssten einfach nur lernen, besser auf sich zu achten.
Doch das Problem liegt oft tiefer: im Nervensystem.
Wenn du aufgewachsen bist in einem Umfeld, in dem:
- Leistung Sicherheit bedeutete,
- emotionale Bedürfnisse eher „zu viel“ waren,
- oder du früh Verantwortung übernehmen musstest,
…dann hat dein Nervensystem gelernt: Tun = sicher, Sein = gefährlich oder egoistisch.
Das bedeutet:
Selbstfürsorge fühlt sich für dich nicht sofort wohltuend an, sondern:
- ungewohnt,
- vielleicht sogar bedrohlich,
- oder „egoistisch“.
Und genau das ist das Paradoxe:
Das, was dich beruhigen könnte, fühlt sich im ersten Moment falsch an.
Was du tun kannst – wenn du dich beim Entspannen schuldig fühlst
➡️ Erkenne, dass dein Unwohlsein kein Zeichen von Versagen ist.
Es ist ein Nervensystem, das gerade alte Muster aktiviert. Nicht du machst etwas falsch – dein System reagiert nur auf ein altes Programm.
➡️ Übe kleine Schritte.
Nichtstun musst du nicht „perfekt“ können. Vielleicht reicht es heute,
– wenn du das Handy nicht mit aufs Klo nimmst.
– wenn du eine Minute bewusst atmest, bevor du die nächste Aufgabe angehst.
– wenn du dir abends aufschreibst: Was habe ich heute für mich getan?
➡️ Komm zurück in deinen Körper.
Der Weg raus aus dem Funktionsmodus führt nicht über den Kopf, sondern über Spüren, über Erdung. Eine einfache Zentrierungsübung kann Wunder wirken.
Fazit
Selbstfürsorge beginnt nicht mit To-do-Listen für Me-Time.
Sondern damit, dass du lernst, dich sicher zu fühlen, auch wenn du mal nichts tust.
Und genau das darfst du üben – in deinem Tempo, auf deine Weise.
👉 Du willst die Übung? Hier kannst du sie direkt machen (dauert keine 10 Minuten)
